Freyung-Grafenau

Vortrag: Krankenhausreform – Chance oder Gefahr? Was bedeutet die Krankenhausreform für den Landkreis Freyung -Grafenau?

Die Krankenhäuser

Klinik Freyung

 

Klinik Grafenau


 

Der Vortrag (PDF)

Klaus Emmerich

Was bedeutet die Krankenhausreform

 

für den Landkreis Freyung-Grafenau?

 

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Klaus Emmerich
Was bedeutet die Krankenhausreform
für den Landkreis Freyung-Grafenau?
2023-08-02 Krankenhausreform und seine F
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Bericht zum Vortrag

Krankenhausreform – Chance oder Gefahr?

Was bedeutet die Krankenhausreform für den Landkreis Freyung -Grafenau?

 

 

Gäbe es Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbachs Krankenhausreform nach dem Vorschlag seiner Regierungskommission mit bundeseinheitlichen Krankenhausstrukturen, dann hätten die Kliniken am Goldsteig sehr viel zu verlieren, so der Referent Klaus Emmerich, Klinikvorstand i.R., jetzt Mitglied im Bündnis Klinikrettung und der Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern. Die Klinik in Freyung verlöre als „Level 1n“ die Geburtshilfe, die Vizeral-, Gefäß- und Unfallchirurgie sowie die Orthopädie. Das Krankenhaus in Grafenau müsste schließen und würde in eine bessere Kurzzeitpflege mit gelegentlicher ambulant-ärztlicher Betreuung tagsüber umgewandelt, ein sogenanntes „Level 1i“.

 

Die Bundesländer lehnten bundeseinheitliche Krankenhausstrukturen jedoch als Eingriff in Ihre Krankenhausplanung ab und haben Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und seine Regierungskommission zu einem Kompromiss gezwungen. Im Eckpunktepapier vom 10.07.2023 nimmt Lauterbach Abschied von bundeseinheitlichen Krankenhausstrukturen und überlässt die Krankenhaussteuerung – wie vom Grundgesetz gefordert - den Bundesländern.

 

Das sei die positive Nachricht, so Klaus Emmerich. Die negative Nachricht sei, dass es keine zusätzlichen Finanzmittel für die vielfach unterfinanzierten und von Insolvenz bedrohten Krankenhäuser gebe.

 

Der Hebel zur Schließung kleiner ländlicher Krankenhäuser seien limitierte, nicht kostendeckende, Vorhaltekosten. Damit stecken die Bundesländer – und in Bayern Landesgesundheitsminister Klaus Holetschek – vor einem großen Dilemma:

 

  • Sie entscheiden bei limitierten Vorhaltevergütungen nicht ob, sondern wie (!) ihre Krankenhäuser sterben, verordnet und gesteuert durch strenge Zugangsvoraussetzungen für klinische Leistungsgruppen oder per Insolvenz im freien Fall.

 

Damit bleibe auch die latente Gefahr für die Klinikstandorte Freyung und Grafenau, dass ihnen bisherige bewährte Leistungen entzogen werden. Das Bündnis Klinikrettung und die Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern kritisiere die geplante Krankenhausreform als Mangelverwaltung von Finanzmitteln und unzureichendem Personal. Es zeichne sich ein stetig steigender Personalmangel ab. Zu dessen Beseitigung habe Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbachs Krankenhausreform keinerlei Konzept. Das Bündnis Klinikrettung habe dem Bundesgesundheitsministerium entsprechende Konzepte vorgestellt und auch allen Landesgesundheitsministern zugestellt. Es gehe im Kern darum, die Krankenhäuser kostendeckend zu finanzieren und 122.100 klinische Vollzeitkräfte von aufwändigen Dokumentationen am Computer zu entlasten. Sie stünden in Zeiten akuten Personalmangels ohne Mehrkosten der unmittelbaren Patientenbehandlung zur Verfügung. 

 

Dem Vortrag schloss sich eine intensive und teilweise kontroverse Diskussion an.

 

Ärztlicher Direktor Dr. Thomas Motzek-Noe und Rettungsdienstkoordinator  Werner Kloiber verwiesen im Falle von Klinikschließungen auf extrem lange Fahrzeiten und Kapazitätsengpässe der Rettungsdienste hin. Landrat Sebastian Gruber bestätigte im Großen und Ganzen die Einschätzung des Referenten, verwies jedoch auch auf die Notwendigkeit, sich dem Wandel zu stellen. Solange die Gesamtversorgung des Landkreises Freyung-Grafenau gewährleistet sei, müsse es auch möglich sein, bestimmte Leistungen zu konzentrieren. In Diskussion sei die Verlagerung der invasiven Kardiologie von Grafenau nach Freyung. Umgekehrt sei ein Transfer der Psychosomatik von Freyung nach Grafenau angedacht.