Szenario Klinikschließungen Ostbayern

Krankenhäuser Ostbayern 2002 - 2020 visualisiert

Zeitraum 2002 bis 2013

- Eschenbach (01.07.2002)

- Neunburg vorm Wald (30.04.2004)

- Bundeswehrkrankenhaus Amberg (28.03.2007)

- Nabburg (01.04.2013)

Zeitraum 2014 bis 2019

- Neustadt/WN (01.09.2014)

- Hersbruck (31.05.2019)

- Waldsassen, Akutbereich (30.06.2019)

 

Zeitraum 2020

- Parsberg (31.01.2020)

- Waldsassen, Rehabereich (30.04.2020)

- Vohenstrauß  (31.07.2017)

- Fürth, Schön-Kliniken (31.10.2020)

 

Der Vorsitzender der KAB-Regensburg e.V. hat zur Situation Bayern anlässlich der Gründung des Bündnis Klinikrettung am 21.12.2020 einen ausführlichen Vortrag gehalten:

 

 

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Willi Dürr, Vorsitzender der KAB-Regensburg
Gesundheit darf keine Ware sein!
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Kommentar (Leserbrief)

 

Gesundheitsberater stoppen

 

Die Corona-Infektionszahlen sind aktuell an Dramatik nicht zu überbieten. Intensivstationen stoßen an Grenzen - die Luft wird immer dünner, so heißt es deshalb auf der Titelseite der Ausgabe 11.12.2020 des Neuen Tags bzw. der Sulzbach-Rosenberger Nachrichten. Einen Tag zuvor wurde noch von den Oberpfaltmedien berichtet: Das Krankenhaus Vohenstrauß wurde verkauft, es wird eine Kurzzeitpflege entstehen. Welch ein Wahnsinn! Beim ersten Corona-Lockdown existierte das Krankenhaus Vohenstrauß noch und war - wie berichtet - bevorzugtes Corona-behandelndes Krankenhaus. Aber jetzt fehlt es, denn mitten in der Corona-Pandemie musste es geschlossen werden, weil dem Träger, den Kliniken Nordoberpfalz AG finanziell die Luft aus geht. Und jetzt kommt das Klinikum Weiden bei der Corona-Behandlung an seine Belastungsgrenze? Nicht, dass es falsch verstanden wird: Dem Träger blieb im Frühjahr offenbar keine Chance mehr, als den Schließungsschritt zu gehen. Die Verantwortlichen sitzen in Berlin, wo Gesundheitsminister Jens Spahn weiter den Kurs des kalten Strukturwandels fährt: Welchem Krankenhaus geht zuerst die Luft aus? Täuschen wir uns nicht! Es ist Corona, aber Corona schützt nicht vor weiteren Klinikschließungen! Und jetzt haben das Barmer Institut für Gesundheitsforschung, die Bertelsmann Stiftung und die Robert Bosch Stiftung ein neues Richtungspapier herausgebracht. Danach soll es nur noch Schwerpunktkrankenhäuser und Maximalversorger geben, kleine Krankenhäuser sollen in "Integrierte Versorgungszentren" umgewandelt werden, zum Teil minimal stationär, zum Teil ambulant. Und ihre Mitautoren Prof. Dr. Boris Augurzky und Prof. Dr. Rainhard Busse sitzen in wichtigen Beratungsgremien des Bundesgesundheitsministeriums, namentlich im Beirat gemäß § 24 Krankenhausfinanzierungsgesetz und im Expertenrat  zur Unterstützung für Krankenhäuser in der Corona-Epidemie. Erste Auswirkungen sind schon erkennbar: Die Entschädigungen für freizuhaltende Betten bevorzugen jetzt große Krankenhäuser, kleine ländliche Krankenhäuser werden benachteiligt oder gehen gar leer aus. Wer stoppt diese Berater? Wir sollten und wehren, denn mit Gesundheit darf nicht gehandelt werden. Eine Möglichkeit ist es die Petition Stoppt den Einfluss der Gesundheitsberater auf Krankenhausreformen zu unterzeichnen:

 

www.openpetition.de/petition/online/stoppt-den-einfluss-der-gesundheitsberater-auf-krankenhausreformen

 

 

Ländliche Regionen

Wenn kleine Kliniken vor dem Aus stehen

Stand: 13.11.2021 03:29 Uhr

 

Immer mehr kleine Krankenhäuser schließen oder schränken ihr Angebot ein. Vor allem in ländlichen Regionen werden die Wege für die Patienten weit. Was tun?

Von Laura Grun und Karin Goeckel, br

 

Brita Göldner aus Hersbruck bei Nürnberg hätte beinahe nicht überlebt. Vor einigen Monaten erlitt die heute 76-Jährige einen Herzinfarkt. Fünf Mal musste sie wiederbelebt werden. Doch fast wäre sie schon vorher gestorben. Die Sanitäter brauchten eine halbe Stunde, bis sie bei ihr waren. Ihr Mann Walter Hirschmann musste mit einer Anzeige drohen, erst dann kam der Rettungsdienst, die Notärztin sogar noch ein bisschen später. "Ich dachte wirklich, das war es jetzt", erzählt Göldner im Rückblick. Ob die lange Wartezeit vermeidbar gewesen wäre, wenn es in Hersbruck noch das Krankenhaus gegeben hätte? Schwer zu sagen.

 

Fachärzte wandern ab

 

Einige Zeit vor Göldners Herzinfarkt wurde die Klinik geschlossen, nach 112 Jahren. Lange kämpften die Bürgerinnen und Bürger für ihren Erhalt - vergeblich. Die Schließung des Krankenhauses war wie eine negative Initialzündung. In der Folge wanderten mehrere Fachärzte, Internisten und eine Frauenärztin aus Hersbruck ab. Das von der Politik angedachte Ärztehaus mit ambulanten Betten für die Beobachtung von Patienten, das die Klinikschließung auffangen soll, wurde bisher nicht verwirklicht. Der geplante Ausbau des nächstgelegenen Krankenhauses in Lauf wurde bisher nicht begonnen. Die gleichen Kosten, aber weniger Einnahmen. Das Problem kleiner Kliniken: Sie haben die gleichen Kosten wie die großen, behandeln aber nicht so viele Patienten und haben deshalb weniger Einnahmen. Zudem sind die Preise für eine Knie-OP oder eine Lungenentzündung überall gleich, egal ob eine Klinik im Ballungsraum steht oder auf dem Land - dank des Systems der Fallpauschalen. Laut "Krankenhaus Rating Report 2021" bestand im Jahr 2019 bei 13 Prozent der Krankenhäuser die Gefahr einer Insolvenz. Im Jahr 2020 nahmen die Kliniken nach Berechnungen der Deutschen Krankenhausgesellschaft 9,5 Milliarden Euro weniger ein. Zwar gab es wegen der Corona-Pandemie Entschädigungen aus der Staatskasse, aber die konnten die Mehrausgaben für den Infektionsschutz nicht ausgleichen..

 

Quelle: Tagesschau.de, https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/kliniken-113.html.