Falsche Versprechen - Pressekonferenz Bündnis Klinikrettung

Neue Untersuchung: Bettenverlust und kaum Ersatz nach Krankenhausschließungen

von Jorinde Schulz19. März 2024

 

PRESSEMITTEILUNG DES BÜNDNIS KLINIKRETTUNG

Eine neue Untersuchung des Bündnis Klinikrettung über Krankenhausschließungen seit 2020 zeigt, dass die entstandenen Versorgungslücken kaum kompensiert werden. Bei 77% der Schließungen gingen die stationären Kapazitäten vollständig verloren, nur in 5% der Fälle wurden alle Betten erhalten – aber nicht vor Ort. Bei 32% der Schließungen wurde der Verlust der medizinischen Versorgung auch durch keine andere Ersatzmaßnahme – wie beispielsweise eine ambulante Einrichtung – ausgeglichen. In einem Drittel der Fälle fiel die Versorgung also nach den Schließungen komplett weg.

 

Alle Zahlen zu Bettenverlust und Ersatzmaßnahmen entnehmen sie den Grafiken des Bündnis Klinikrettung: https://www.gemeingut.org/wordpress/wp-content/uploads/2024/03/1_Ersatz-Krankenhausschliessungen_Grafiken_BKR.pdf

Die gesamte Studie zur Bilanz von vier Jahren Krankenhausschließungen:

https://www.gemeingut.org/wordpress/wp-content/uploads/2024/03/3_Studie_Ersatz-Krankenhausschliessungen_Studie_BKR.pdf

Unsere kurze Zusammenfassung der Bilanz:

https://www.gemeingut.org/wordpress/wp-content/uploads/2024/03/2_Ersatz-Krankenhausschliessungen_Kurzbilanz_BKR.pdf

Interaktive Deutschlandkarte zu geschlossenen und von Schließung bedrohten Krankenhausstandorten: https://www.initiative-klinik-erhalt.de/karte.php

 

Dr. Rainer Neef, Autor der Studie des Bündnis Klinikrettung:

 

Die notwendige medizinische Grundversorgung der Bevölkerung wurde durch Krankenhausschließungen stark beeinträchtigt. Stationäre Kapazitäten gingen verloren, die Versorgung vor Ort krankt an unzureichenden Ersatzlösungen. Nur die allerwenigsten Versprechen von Trägern und politischen Verantwortlichen wurden eingelöst. Das ist eine niederschmetternde Bilanz und sollte uns im Blick auf die geplante Krankenhausreform eine Warnung sein.

 

Laura Valentukeviciute, Sprecherin von Gemeingut in BürgerInnenhand:

 

Die geplante Krankenhausreform bezweckt eine Zentralisierung, viele kleinere Kliniken im kleinstädtisch-ländlichen Raum sollen daher geschlossen werden. Der Bevölkerung wird Ersatz in Form von ambulanten Einrichtungen versprochen. Abgesehen davon, dass ein Gesundheitszentrum kein Krankenhaus angemessen ersetzen kann, zeigt unsere Untersuchung sehr deutlich, dass in vielen Fällen nach einer Krankenhausschließung überhaupt kein Ersatz eingerichtet wurde. Besonders verheerend ist das für die klinische Geburtshilfe und die Notaufnahmen – sie gingen durch die Schließungen ersatzlos verloren.

 

Dr. Bernd Hontschik, Facharzt für Chirurgie und Autor:

 

Bei akuten Ereignissen ist die schnellstmögliche Hilfe entscheidend. Zentralisierte Krankenhäuser mit großartigen personellen und technischen Voraussetzungen helfen nicht, wenn der Patient es nicht mehr erreicht. Kleinere Krankenhäuser sind rasch erreichbar und ohne Wenn und Aber in der Lage, die Erstversorgung solcher Patienten zu leisten, um sie dann, je nach Notwendigkeit, in größere Häuser zu verlegen.

 

Unser gesamtes Interview zur Qualität kleiner Krankenhäuser mit Bernd Hontschik:

https://www.gemeingut.org/worueber-wir-reden-wenn-wir-ueber-die-qualitaet-der-krankenhausversorgung-reden/

 

Pressekontakte:

Laura Valentukeviciute, Tel. 0176-233 203 73, laura.valentukeviciute@gemeingut.org

Dr. Rainer Neef, Tel. 0551-793742, rneef@gwdg.de

 

Pressemappe mit allen Dokumenten: https://www.gemeingut.org/wordpress/wp-content/uploads/2024/03/0_Ersatz-Krankenhausschliessungen_Pressemappe.pdf


Information zum Kliniksterben in Bayern 

Die Lüge von der Anschlussversorgung für geschlossene Krankenhäuser in Bayern

Himmelkron, 16.03.2022

Hrsg. Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern

Autor: Klaus Emmerich

 

Gebrochene Versprechen einer Anschlussversorgung nach der Klinikschließung

 

Die nachfolgende Tabelle belegt:

 

    • Die Versprechen wurden gebrochen.

    • Die Umsetzung der Versprechen war oft unrealistisch.

    • Es besteht der Eindruck, dass die Bevölkerung mit den Versprechen davon abgehalten werden sollten, sich

      gegen die Klinikschließung zu wehren.

 

 

Ambulantisierung - eine Mogelpackung

von : Ludwig Keller, Mitglieder der Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern

 

Die Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern hat wiederholt auf die katastrophalen medizinischen Folgen der gesundheitspolitisch propagierten, breitflächigen „Ambulantisierung“ von stationären Leistungen hingewiesen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Ambulantisierung im Grunde eine Mogelpackung ist: Denn sie stellt bei der Schließung von Krankenhausstandorten eine „Ersatzversorgung“  der betroffenen Bevölkerung in Aussicht, deren Umsetzung in den allermeisten Fällen daran scheitert, dass dafür weder Finanzmittel zur Verfügung stehen noch die personellen Voraussetzungen gegeben sind. Vor allem aber: Niemand ist dafür zuständig. Der Begriff Ambulantisierung (in diesem Zusammenhang  sprechen die findigen Reformer auch gerne von einem „Transformationsprozess“) täuscht einen Erhalt der medizinischen Versorgung „in anderer Form“ vor. Einziger Zweck: Die von Klinikschließungen betroffene Bevölkerung zunächst ruhig zu stellen, wobei in der Regel außer der Schließung der stationären Einrichtungen nichts erfolgt:

 

Kahlschlag statt Ambulantisierung!

 

Der Landkreis Main-Spessart beispielsweise hat sich seiner Verantwortung ganz locker entledigt: Er ist nur für die stationäre Versorgung zuständig, nicht aber für den ambulanten Bereich. Was kümmern die Landkreise Lauterbachs und Augurzkys unausgegorene Ambulantisierungspläne?  Hauptsache, man ist die Verantwortung los. Für das, was nach der Klinikschließung geschieht, sind andere zuständig: Kassenärztliche Vereinigung, örtliche Ärzte usw. Diese aber haben daran entweder kein Interesse, oder es ist zu kostspielig oder es scheitert an sonst was. Die Dummen sind am Ende die Patienten.

Gibt es für die Ambulantisierung (z. B. Oberenders Intersektorales Gesundheitszentrum *1) oder das Intergrierte Versorgungszentrum von Prof. Dr. Boris Augurzky und Prof. Dr. Reinhard Busse *2) für die Nachnutzung aufgelassener Standorte) überhaupt einen rechtlich-institutionelle Rahmen? Solange dieser nicht vorhanden ist, dreschen Lauterbachs schlaue Experten ohnehin nur leeres Stroh und lassen die betroffenen Regionen im Regen stehen

 

*1) Stiftung Münch, WAS FÜR EIN KRANKENHAUS BRAUCHEN WIR VOR ORT? Alternativen finden und umsetzen – ein Leitfaden für lokale Entscheidungsträger,

https://www.stiftung-muench.org/wp-content/uploads/2022/08/KHUmwandlgEntscheider.pdf

 

*2) Richtungspapier zu mittel- und langfristigen Lehren - Zwischenbilanz nach der ersten Welle der Corona-Krise 2020: www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/zwischenbilanz-nach-der-ersten-welle-der-corona-krise-2020-all

 

 

Den ganzen Bericht einschließlich verfügbarer Links können Sie im beigefügten Bericht per PDF herunter laden.

 

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Die Lüge von der Anschlussversorgung für
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