"Lauterbachs Regierungsreform plant eine klinische Medizin zweiter Klasse an 293 bayerischen Klinikstandorten." Dieses düstere Szenario schilderte Klaus Emmerich, Sprecher der Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern und Klinikvorstand i.R.
Unzureichende klinische Versorgung in Bayern
Bayern ist als Flächenstaat mit überwiegenden Krankenhäusern der Grund -und Regelversorgung und großen Entfernungen zum nächstgelegenen Krankenhaus von Lauterbachs Krankenhausreform massiv betroffen. 293 der 351 Krankenhäuser , immerhin 83%, werden durch die geplante Strukturierung der Krankenhäuser in Level und Leistungsgruppen das Leistungsangebot massiv kürzen müssen. "Die flächendeckende klinische und medizinische Versorgung in Bayern ist hochgradig gefährdet," mahnt Emmerich. "Schon jetzt darf eine massive klinischen Unterversorgung in Bayern konstatiert werden – in 115 Postleitzahlregionen erreichen die Einwohner ein nächstgelegenes Allgemeinkrankenhaus nur in mehr als 30 und z.T. 40 Fahrzeitminuten. Das ist bei eskalierendem klinischen Notfall ein Spiel auf Leben und Tod."
Noch schlimmer
Lauterbach Regierungskommission plant eine bundeseinheitliche Untergleiderung der deutschen Krankenhäuser mit massiver Auswirkung auf Bayern. Lediglich 58 Krankenhäuser der bisherigen Schwerpunkt-und Maximalversorgung einschließlich Universitätskliniken, zukünftig Krankenhäuser Level 2 und Level 3, werden dann eine hochwertige klinische Medizin anbieten. Das sind gerade 17% der bayerischen Krankenhäuser, überwiegend in Ballungsgebieten. Die ländlichen Regionen dagegen werden medizinisch abgehangen.
Krankenhäuser mit gekürztem Leistungsangebot
150 der 351 bayerischen Krankenhäuser, immerhin 43%, verfügen heute über die zertifizierte Basisnotfallversorgung. Sie dürfen als Krankenhäuser des Level 1n zukünftig nur eine unbedeutende klinische Basisversorgung anbieten. Lediglich 13 der geplanten 128 Leistungsgruppen, d.h. gut 10%, verbleiben diesen Allgemeinkrankenhäusern vorbehalten, mit fatalen Folgen. Wichtige klinische Angebote bayerischer Allgemeinkrankenhäuser wie beispielsweise Gastroenterologie, Kardiologie, Herzkathetermessplatz, Viszeralchirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie, Knie- und Hüftendoprothetik oder Wirbelsäulenchirurgie bleiben dann den Ballungszentren vorbehalten. Aufgrund fehlender oder unbesetzter Kassensitze in ländlichen Regionen Bayerns haben die Allgemeinkrankenhäuser für diese Fachgebiete vielfach auch die ambulante medizinische Versorgung übernommen. Jetzt droht der Zusammenbruch ländlicher fachärztlicher Versorgung insgesamt, ambulant und stationär.
Strukturell geplante Klinikschließungen
143 der 351 bayerischen Krankenhäuser, immerhin 40%, verfügen heute über keine zertifizierte Notfallversorgung nach den strengen Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses. Sie sollen geschlossen und in Gesundheitszentren Level 1i ohne Notfallversorgung unter pflegerischer Leitung und ohne durchgehende ärztliche Betreuung umgewandelt. "Das sind dann keine Krankenhäuser mehr," betont Emmerich. Ihnen fehlen notwendige Ausstattungen wie Intensivstation, klinische Notaufnahme, Schockraum, MRT sowie notwendiges klinisches Fachpersonal für eskalierende klinische Krankheitsverläufe. Sie können auch keine Ärzte und Pflegekräfte praktisch ausbilden. Bereitschaftspraxen an diesen Krankenhäusern werden schließen. Das Angebot der herabgestuften Gesundheitseinrichtungen Level 1i reduziert sich auf eine Kurzzeitpflege mit sporadischer ärztlicher Betreuung zu üblichen werktäglichen Arbeitszeiten.
Krankenhaus Kösching
Das Krankenhaus Kösching wäre von Bundesgesundheitsminister Lauterbach geplanten Krankenhausreform unmittelbar betroffen. Sollte es - wie aktuell geplant - in eine Fachklinik umgewandelt werden, könnte es die vorgeschriebenen Strukturen des Level 1n mit Notfallversorgung nicht mehr erfüllen. Es würde nach Vollzug der neuen Krankenhausreform Level 1i. "Das ist quasi eine Kombination von Kurzzeitpflege unter pflegerischer Leitung mit gelegentlicher aber nur durchgehender ambulanter ärztlicher Betreuung," kritisiert Emmerich. "Dort möchte ich nicht liegen". Emmerich forderte den Träger auf, die Entscheidung aus dringendem Anlass zu überdenken.
Geburtshilfe
Die wohl größte Katastrophe aus medizinischer Sicht ist der Ausschluss der zukünftigen Krankenhäuser Level 1n von der Geburtshilfe. Bisher konnten 137 bayerische Krankenhäuser die Geburtshilfe anbieten. Zukünftig werden es 58 Krankenhäuser des Level 2 und Level 3 in Ballungszentren sein, eine Verringerung um 58%.
Wir unterstützen die Petition zum Erhalt der Klinik in Kösching, bitte unterzeichnen Sie:
Teilerfolg für die Krankenhäuser in Eichstätt oder Kösching
"Klinik Eichstätt soll bleiben, Kösching in reduzierter Form
Über die Zukunft der Krankenhäuser in Eichstätt und Kösching wird kontrovers diskutiert. Der Verwaltungsrat hat jetzt eine Vorentscheidung getroffen. Eichstätt soll als Krankenhaus erhalten bleiben - Kösching zumindest in Teilen.
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Klinik in Kösching in Teilen erhalten
Die Klinik in Kösching soll in Teilen erhalten bleiben. Weiterhin mit einer Notaufnahme und einer Geburtsstation – wie lang, ist noch unklar. "Die Geburtsstation wird von Belegärzten betrieben, solange die arbeiten wollen, brauchen wir da nichts zu ändern", meinte Anetsberger. Die Geburtsstation in Eichstätt wurde vor einigen Jahren geschlossen.
Wie es mit der Notaufnahme in Kösching weitergeht, ist noch unklar. Denn dafür braucht man Ersatz. Bis dieser in Ingolstadt geschaffen werden könne, würde es auch noch dauern, so der Landrat. Viel hängt auch von einem Krankenhausstrukturgutachten für die Region um Ingolstadt ab, das bis 2023 vorliegen soll. Mittelfristig sollen in Kösching und Eichstätt Gesundheitszentren entstehen. In Kösching soll zudem eine Fachklinik aufgebaut werden. "Wir werden prüfen, was in Kösching dauerhaft erhalten werden kann", meint Anetsberger."
Erklärung
Die Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern hat sich in 2 Pressemitteilungen gegen die Schließung des Krankenhauses Eichstätt oder Kösching ausgesprochen. Sie begrüßt die Empfehlung des Verwaltungsrats an den Kreistag, beide Klinikstandorte fortzuführen. Dieser Empfehlung ist nun der Kreistag mit großer Mehrheit gefolgt. Die Grundversorgung der dicht besiedelten Regionen des Landkreises Eichstätt darf nicht durch die Schließung eins Krankenhausstandortes durch unzumutbar lange Entfernungen zum nächstgelegenen Krankenhaus gefährdet werden.
Die Empfehlung einer Fachklinik ist jedoch genauer zu untersuchen.
Sollte in Kösching entweder die Innere Medizin oder die Chirurgie als akutstationäres Leistungsangebot mittelfristig wegfallen, wäre das Krankenhaus in Kösching kein notfallkrankenhaus der Notfallstufe 1 mehr und damit akut gefährdet.
Krankenhäuser, die diese Regelungen nicht erfüllen können, gelten außerdem als akut bestandsgefährdet. So geht der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses Hecken davon aus, dass ca. 700 Kliniken, die diese Voraussetzungen nicht erfüllen, verzichtbar sind. *)
*) Ärztezeitung, GBA-Chef Hecken: 700 Kliniken könnten schließen,
https://www.aerztezeitung.de/Wirtschaft/GBA-Chef-Hecken-700-Kliniken-koennten-schliessen-421048.html
Quelle: Eichtätter Kurier,
Klinikdebatte im Landkreis Eichstätt: Gegenwind aus Kösching
Im Landratsamt sind mehrere Anträge zur Zukunft der Kliniken für die Kreistagssitzung am Montag eingegangen
Eichstätt - Der Beschlussvorschlag zur Zukunft der Kliniken, den Landrat Alexander Anetsberger (CSU) vor Kurzem vorgestellt hat, wird nicht der einzige bleiben, der am Montag, 4. April, bei der Kreistagssitzung zur Abstimmung kommt.
Die Empfehlung des Verwaltungsrats sieht vor, die Klinik Eichstätt dauerhaft als Grundversorgungs- und Akutkrankenhaus zu betreiben und in Kösching eine Fachklinik aufzubauen.
Mittlerweile sind im Landratsamt drei weitere Anträge eingegangen, beziehungsweise wurden angekündigt. Einer davon wurde von einer fraktionsübergreifenden Gruppe, bestehend aus Helene Bast (CSU), Andreas Schieferbein (CSU), Dieter Betz (SPD) und Andrea Ernhofer (SPD), gestellt. Alle vier sitzen im Marktgemeinderat Kösching. Ihr Antrag unterscheidet sich gravierend von Anetsbergers Vorlage, die der Verwaltungsrat der Kliniken mehrheitlich befürwortet. Die Köschinger Gruppe will nämlich genau das Gegenteil. Aus ihrer Sicht sollte nicht die Klinik Eichstätt als Krankenhaus der Versorgungsstufe I, also mit Grundversorgung und akutstationärer Behandlung erhalten bleiben, sondern das Köschinger Krankenhaus.
Kreisrätin Eva-Maria Scheringer (FW) hat ebenfalls einen Antrag gestellt. Die Klinik Kösching soll demnach mindestens bis zum "endgültigen Ergebnis des Regionalgutachtens" unverändert weiterbetrieben werden. Das heißt, dass sich am Betrieb der Klinik Kösching zunächst nichts ändern soll beziehungsweise darf.
Wie das Landratsamt mitteilt, wird noch ein dritter Antrag erwartet, den Theresia Asbach-Beringer (JFW) angekündigt hat. Er soll wohl am Donnerstag vorliegen. Nach den Informationen unserer Zeitung zielt dieser Vorschlag darauf ab, beide Kliniken in einer optimierten Form weiterzubetreiben wie bisher. Die Kreisverwaltung wird sich laut Pressesprecher Manfred Schmidmeier am Donnerstag mit den Anträgen befassen und sie für die Sitzung am Montag (Aula der Berufsschule, 16 Uhr) aufbereiten.
Zu teuer: Im Kreis Eichstätt muss eine der beiden Kliniken schließen
Die Kreiskrankenhäuser Eichstätt und Kösching haben massive Verluste erlitten. Eines der Häuser wird in naher Zukunft gezwungen sein, seine Akutversorgung zu schließen. Welches ist es konkret?
Die beiden Kliniken im Kreis Eichstättsind rot gefärbt Seit Jahren schließen die Krankenhäuser defizitär, für 2021 rechnet der Kreis mit Millionenverlusten. Beim Betriebsergebnis wird ein Verlust von rund 16 Millionen Euro erwartet. Wegen der Pandemie werden noch staatliche Ausgleichszahlungen geleistet, die aber irgendwann ausgehen. Der überwiegende Teil der Defizite wird jedoch bestehen bleiben. Zu den aktuellen Zahlen sagt Landrat Alexander Anetsberger: „Das hat uns die Dramatik der Lage gezeigt.“ Die Finanzen der Kliniken befinden sich in einer „Abwärtsspirale“, also besteht dringender Handlungsbedarf.
Quelle:
Quelle: Eichstätter Kurier: https://www.donaukurier.de/lokales/eichstaett/Der-Blick-von-aussen;art575,4857985
GKV-Kliniksimulator
Schließt das Krankenhaus Eichstätt, werden gut 16,1 Tsd. Einwohner ein Krankenhaus nicht mehr innerhalb von 30 Minuten erreichen. Schließt das Krankenhaus Kösching, trifft diese unzumutbare Entfernung immerhin gut 14,6 Tsd. Einwohner. Mindestens die Innere Medizin, Chirurgie, Gynäkologie/Geburtshilfe, Intensivmedizin und Notfallversorgung gehen für einen Standort verloren.
Das kann in Notfällen lebensentscheidend sein.
GKV-Kliniksimulator, für Eichstätt,
https://www.gkv-kliniksimulator.de/downloads/simulation1/Praesentation_GVE_2021_313400.pdf
GKV-Kliniksimulator für Kösching,
https://www.gkv-kliniksimulator.de/downloads/simulation1/Praesentation_GVE_2021_313501.pdf