Krankenhaus Marktheidenfeld

Klinikschließung umsonst?

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Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern
Pressemitteilung
Amokfahrt des Klinikums Main-Spessart
Krankenhausschließung Marktheidenfeld in der Corona-Pandemie nicht akzeptabel
Himmelkron, 25.10.2022
2022_10_25_Pressemitteilung Amofahrt des
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Quelle: 

https://www.mainpost.de/regional/main-spessart/jetzt-ist-es-beschlossen-marktheidenfeld-ohne-krankenhaus-art-10698913

 

Zum 31. Dezember dieses Jahres wird das akutstationäre Krankenhaus in Marktheidenfeld seinen Status verlieren. Außerdem werden die Klinikbetten der Akutgeriatrie und der geriatrischen Reha auch offiziell nach Lohr verlagert. Diesen Beschluss fasste der Kreistag am Freitag in seiner Sitzung in der Lohrer Stadthalle mit 25:17 Stimmen nach ausgiebiger Diskussion.

 

Klinikreferent René-Alfons Bostelaar und Mark Zluhan von der Beraterfirma HHC hatten den Kreisrätinnen und Kreisräten zunächst noch einmal die Beweggründe für den Beschlussvorschlag und für das Konzept eines künftigen "Baumhofquartiers" auf dem Krankenhausgelände aufgezeigt. Wie schon im Werkausschuss verwiesen sie auf die großen Bausteine Pflege, Bildung, Forschung, Betreuen und Wohnen (siehe Infobox). "Wir sind Besitzer des Grundstücks und wollen es auch bleiben", betonte Bostelaar. Mit Investoren werde ausschließlich auf Grundlage von Erbpachtverträgen verhandelt.

 

"Wir sind überzeugt, dass wir das umsetzen können.".

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Deutlich machte er in der Diskussion im Hinblick auf die ambulante medizinische Versorgung, dass es Gespräche mit 30, 40 niedergelassenen Ärzten gegeben habe. "Die Bereitschaft, ins Klinikgebäude zu ziehen war sehr gering." Zlohans klare Aussage: "Ein Facharztzentrum gehört ins Stadtzentrum." 

 

Sorge wegen möglicher Rückforderung von Fördergeldern

 

Etliche Wortmeldungen gab es in der anschließenden Diskussion gegen die Schließung des Krankenhauses. Sorge bereitete vielen, ob nicht die Status-Aufhebung umgehend die Rückzahlung von Fördermitteln zur Folge habe, die der Freistaat einst für das Krankenhaus gegeben hatte. Hier stehen immerhin zehn bis 13 Millionen Euro im Raum. Thomas Stamm und Richard Roos (beide UGM) wollten deshalb das Krankenhaus noch länger erhalten. Das sei auch gerade in Pandemiezeiten sinnvoll, meinte Stamm.

 

Thorsten Schwab (CSU) sagte dazu: "Man kann ein Krankenhaus nicht auf dem Papier stehen lassen, man muss es auch betreiben." Und Klinikreferent Bostelaar erläuterte, dass sich eine Förderrückzahlung auf die Nutzung der geförderten Räume beziehe und da komme es eben darauf an, diese weiter sozialverträglich zu nutzen, was die Rückforderung reduziere. Konkretes könne er aber erst nach dem Gespräch mit dem Finanzministerium sagen, das noch im Dezember stattfinden soll.

Ambulanter medizinischer Stützpunkt ist "verschwunden"

 

Holger Seidel (FW) stellte beim Vergleich des früheren mit dem anstehenden Beschluss fest: "Der ambulante medizinische Stützpunkt ist komplett aus der Beschlussvorlage verschwunden." Er las daraus die Botschaft: "Der Landkreis wird es nicht machen und will es nicht machen und dann wird es die Stadt machen müssen." Thorsten Schwab meinte, dass es so laufen sollte wie in Karlstadt, wo es ein Facharzt in die Hand genommen und gebündelt habe.

 

Klinikreferent Bostelaar ging auf Kritik ein, man könne Karlstadt und Marktheidenfeld nicht vergleichen, weil es dort Belegärzte gab und hier nicht. Zum Gesundheitszentrum dort sagte er: "In Karlstadt sind es gerade einmal zwei Belegärzte, alle anderen in den 16 Praxen sind Ärzte aus Karlstadt und der Region.".

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Die Beschlüsse zur Nachnutzung des Krankenhauses Marktheidenfeld

 

Mit Blick auf die Haushaltskonsolidierung und unter dem Gesichtspunkt etwaiger förderrechtlicher Konsequenzen neu gefasst wurde der Kreistagsbeschluss zur Nachnutzung des Krankenhauses Marktheidenfeld vom 27. Juli 2018. Nachfolgend in Stichpunkten die neuen Beschlüsse: 

Das Kreisseniorenzentrum wird durch einen Neubau ersetzt. Die Finanzierung soll über ein Investorenmodell erfolgen. Neu zum stationären Angebot hinzu sollen eine Tagespflege und ein Demenzzentrum kommen.

Die Pflegeschule wird zur Bildungsakademie. Die Möglichkeit für ein Forschungs- und Technologiezentrum wird ausgelotet.

Auf Erbpachtbasis sollen Investoren Sozialwohnungen, Servicewohnungen und behindertengerechte Wohneinheiten errichten. Auch Dienstleistern verschiedener Richtungen werden Mietflächen in bestehenden oder neu zu schaffenden Immobilien angeboten. Für Azubis und Beschäftigte wird Wohnraum geschaffen, außerdem ein Parkhaus mit ausreichend Kapazitäten für das gesamte Quartier.

Für die zentrale Energie- und Wärmeversorgung wird ein nachhaltiges und klimaneutrales Gesamtkonzept angestrebt. Entstehen soll eine leistungsfähige Großküche, die alle Einrichtungen des Eigenbetriebs und externe Kunden beliefern kann (Betrieb unter Inklusionsgedanken).

Es wird ein regionales Gesundheits- und Pflegekompetenzzentrum am Standort Marktheidenfeld gegründet und in Betrieb genommen.

 

 

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Aus für Krankenhaus Marktheidenfeld bestätigt

Main-Spessart

Freitag, 10. 12. 2021 - 13:55 Uhr

Be­stä­tigt hat der Kreis­tag Main-Spess­art heu­te, Frei­tag­mit­tag, das Aus für des Markt­hei­den­fel­der Kran­ken­haus zum Jah­re­s­en­de mit 26 zu 16 Stim­men.

 

Mit 36 zu 5 Stimmen ersetzt und angepasst hat das Gremium den Beschluss vom 27. Juli 2018 über die Nachnutzung des Marktheidenfelder Krankenhauses. Unter anderem soll auf dem Gelände ein neues Seniorenzentrum gebaut und das Bildungszentrum weiterentwickelt werden. Eine Anlaufstelle für kleinere medizinische Notfälle, wie sie von etlichen Marktheidenfeldern erhofft und gefordert wird, wird es nicht geben. Den Abstimmungen in der Lohrer Stadthalle ging eine lange und kontroverse Diskussion voraus.

 

Quelle:

 

https://www.main-echo.de/newsticker/aus-fuer-krankenhaus-marktheidenfeld-bestaetigt-art-7439702

 

 

Quelle: Mainpost, 17.12.2021, https://www.mainpost.de/regional/main-spessart/aktionsgruppe-aus-fuer-krankenhaus-marktheidenfeld-nicht-akzeptabel-art-10701770

 

Aus für das Krankenhaus Marktheidenfeld nicht akzeptabel

 

Fassungslos" macht die "Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern" die Schließung des Krankenhauses in Marktheidenfeld "angesichts der Corona-Krise und den damit verbundenen dramatischen Engpässen in der stationären Versorgung". In der Aktionsgruppe haben sich unter anderem frühere Chefärzte und Klinikvorstände, Sprecher von Bürgerinitiativen und Selbsthilfegruppen sowie Ortsgruppen der Katholischen Arbeitnehmerbewegung vereint. Auch die Initiative Gesundheitsversorgung Marktheidenfeld, vertreten durch Ludwig Keller, ist dabei.

 

Den für die Schließung Verantwortlichen scheine "jedes Gespür für das, was den Menschen in der augenblicklichen Krise zumutbar ist, abhanden gekommen zu sein", heißt es in der Pressemitteilung. Aus Sicht der Aktionsgruppe geht von dem Schließungsbeschluss ein verheerendes Signal aus, weit über Main-Spessart und Unterfranken hinaus.

 

"Wie muss ein solcher Schritt auf all diejenigen wirken, die in dieser kritischen Phase der Pandemie in Kliniken und auf Intensivstationen ihren aufopferungsvollen Einsatz leisten? Allein schon im Hinblick darauf ist der Vorgang instinktlos", schreibt die Aktionsgruppe um den früheren Klinikvorstand Klaus Emmerich aus Himmelkron.

 

"Medizinischer Kahlschlag am Standort Marktheidenfeld"

Über die Krankenhausschließung hinaus schockiere die gleichzeitige Streichung des medizinischen Stützpunktes, der laut Kreistagsbeschluss von 2018 am Standort Marktheidenfeld vorgesehen war. Der "medizinische Kahlschlag am Standort Marktheidenfeld" zeige, was die politischen Beteuerungen einer flächendeckenden medizinischen Versorgung im ländlichen Raum wert seien. Emmerich schreibt: "Wir verurteilen die vom Kreistag Main-Spessart gefassten Beschlüsse als Anschlag auf die Gesundheit der Bevölkerung und auf die Glaubwürdigkeit politischen Handelns."

 

 

Es sei ein Skandal, dass mitten in der größten Gesundheitskrise unserer Zeit weiter Klinikkapazitäten abgebaut werden, so die Aktionsgruppe, die  an Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek appelliert, alle verfügbaren Kapazitäten zur Bekämpfung der Pandemie zu mobilisieren. Die Pressemitteilung schließt: "Es kann nicht sein, dass die vielfältigen Möglichkeiten, die ein funktionsfähiges Krankenhaus wie das in Marktheidenfeld bietet, in der Krise ungenutzt verkommen."

 

 

Das Krankenhaus Marktheidenfeld ist mit 60 internistischen Betten, einer Akutgeriatrie und einem palliativmedizinischen Dienst im Bayerischen Krankenhausplan 2021 eingetragen.

Pressemitteilung

 

Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern

16.12.2021

 

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Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern
Krankenhausschließung Marktheidenfeld in der Corona-Pandemie nicht akzeptabel
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